Inkunabel
(lat. in-cunabula = „Windeln, Wiege“, daher auch „Wiegendrucke“). Bezeichnung für die ersten Drucke und Bücher, die von der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Gutenberg (um 1450) bis zum Jahr 1500 (einschließlich) hergestellt wurden. Insgesamt sind etwa 45.000 verschiedene Inkunabeln bekannt (darunter nahezu 30.000 Bücher im eigentlichen Sinne, der Rest sind Klein- und Einblattdrucke). Die Auflagenhöhe betrug im Durchschnitt 300 bis 500 Exemplare. Die Inkunabeln lehnen sich zunächst noch sehr eng an die Handschriften des Mittelalters und der Frührenaissance an, insbesondere hinsichtlich der Gestaltung der Schrift, der häufigen Verwendung von beliebigen Abkürzungen und Ligaturen und des fehlenden Titelblatts. Die ersten Inkunabeln weisen eine außerordentliche Mannigfaltigkeit auf, da sich die Gestalt des neuen, gedruckten Mediums Buch erst entwickeln musste. So hat jedes Buch der Inkunabelzeit noch seine ganz eigene Prägung, die es von jedem anderen deutlich unterscheidet. Teile der Druckausstattung (Kapitel- und Seitenüberschriften, Initialen usw.) wurden anfangs handschriftlich durch den Rubrikator ergänzt. Die Bezeichnung Inkunabel gebraucht man gelegentlich auch für die Erstlinge anderer Drucktechniken (Kupferstich, Radierung, Lithographie). Bei der Lithographie, wo ein genaues Erfindungsjahr bekannt ist, gelten die ersten 25 Jahre (1796–1821) als Inkunabelzeit.